Etwa jedes zehnte Paar in Deutschland ist ungewollt kinderlos. Dennoch wird kaum über unerfüllten Kinderwunsch gesprochen. Zu stark ist das gesellschaftliche Bild, dass jedes Paar, das Kinder will, auch eine Familie gründen kann. Und zwar ohne längere Wartezeit.
Dass kaum über ungewollte Kinderlosigkeit gesprochen wird, ist vor allem für Betroffene häufig schwierig, da es somit an AnsprechpartnerInnen mangelt, die die emotionale Belastung teilen. Auch im Klinik-Alltag machen wir häufig die Erfahrung, dass Paare, die bei uns in Kinderwunschbehandlung sind, wenig bis gar nicht mit Familie und FreundInnen über bevorstehende Behandlungen sprechen. Zu groß ist die Angst vor ständigen Rückfragen oder gut gemeinten Ratschlägen, wie z.B.: “Ihr müsst doch nur mal entspannen” bis hin zu befürchteten Hänseleien. Woher das gesellschaftliche Tabu kommt, welche Auswirkungen dieses mit sich bringt und warum es Zeit ist, mit dem Tabu zu brechen, haben wir für Sie zusammengefasst.
Kinderlosigkeit als gesellschaftliches Tabu
Frauen werden häufig früher als gewünscht mit der Frage nach der Familienplanung konfrontiert. Zu sehr wird die Rolle der Frau in der Gesellschaft mit der einer Mutter gleichgesetzt. Ein moralischer Imperativ, der mit zunehmendem Alter immer stärker zu werden scheint. Die gesellschaftliche Erwartungshaltung sowie das ständige Nachfragen nach der Familienplanung stellen eine ungemeine Belastung für Betroffene dar - unabhängig davon, ob die Kinderlosigkeit gewollt oder ungewollt ist.
Im Falle einer ungewollten Kinderlosigkeit steigt der ohnehin schon große psychische Druck noch weiter, da diese häufig mit persönlichem oder zumindest körperlichem Scheitern gleichgesetzt wird. Immerhin betreffen mögliche Ursachen für eine ungewollte Kinderlosigkeit die intimsten Lebensbereiche der Betroffenen.
Kinderwunschbehandlungen als gesellschaftliches Tabu
Neben dem Tabu ungewollter Kinderlosigkeit und der damit einhergehenden psychischen Belastung besteht dieses ebenfalls noch immer auch im Bereich der professionellen Hilfestellung in Form von Ursachenforschung und/oder Kinderwunschbehandlungen. Dabei sind häufig nicht einmal eingriffsintensive Behandlung notwendig, um den Kinderwunsch zu erfüllen; oftmals reichen bereits kleinere Hilfestellungen wie beispielsweise eine hormonelle Zyklusoptimierung aus, um den Kinderwunsch zu realisieren.
Da eine anstehende Kinderwunschbehandlung häufig viel Kraft, Mut und vor allem Ausdauer kostet, ist eine Unterstützung durch Freunde oder Familie jedoch hier besonders wichtig.
Tabuthema unerfüllter Kinderwunsch: Auswirkungen
Psychologischer Druck wird weiter erhöht
Der Druck, der auf kinderlosen Paaren lastet, ist ohnehin schon groß, wird jedoch durch unbedachte Kommentare oder vermeintlich gut gemeinte Ratschläge von FreundInnen und Familie noch verstärkt. Auch Kommentare und Fragen wie “Genießt doch Eure Freiheit!” oder “Wann ist es denn bei Euch soweit?” sind in den seltensten Fällen hilfreich. So fühlen sich ungewollt kinderlose Frauen und Paare mit ihren Gefühlen von Unsicherheit, Frust und Trauer oft allein gelassen.
Personen wenden sich häufig zu spät an professionelle Hilfe
Ein weiteres Problem, das sich aus der Tabuisierung von ungewollter Kinderlosigkeit ergibt, ist, dass sich Betroffene häufig erst spät professioneller Hilfe zuwenden. Da in vielen Fällen jedoch Faktoren wie das Alter eine tragende Rolle spielen, ist eine zeitnahe Ursachenforschung bzw. ein frühzeitiger Behandlungsbeginn entscheidend. Monate- gar Jahre-lange Unsicherheit oder Entscheidungshemmung sich an die/den Gynäkologin/Gynäkologen oder ein Kinderwunschzentrum zu wenden, mindern daher häufig die Erfolgschancen.
Schlimmstenfalls resignieren Betroffene
In Ausnahmefällen kann es sogar so weit kommen, dass die Tabuisierung des ungewollten Kinderwunsches zu einer Resignation der Betroffenen führt und gar keine Hilfe in Anspruch genommen wird. Ein Abfinden mit einem Lebensmodell ohne Kinder ist zwar für viele Ultima Ratio, jedoch aufgrund des vorhandenen Stigmas nicht ausgeschlossen.
Informationskampagne „Gemeinsam Familien gründen“
Um mit diesem Stigma zu brechen und fehlende Informationen rund um das Thema ungewollte Kinderlosigkeit zur Verfügung zu stellen, wurde die Bundes-Informationskampagne “Gemeinsam Familien gründen” ins Leben gerufen. Die Kampagne will das Thema “Unerfüllter Kinderwunsch” stärker in den Fokus der Öffentlichkeit rücken. Für Enttabuisierung soll vor allem ein Info-Truck sorgen, der im Sommer 2022 in sechs deutschen Städten Station macht und Betroffenen die Möglichkeit gibt, Fragen zu stellen und emotionale Unterstützung zu erfahren. Mehr Informationen zu der Kampagne erhalten Sie hier.
Familien gründen im Kinderwunsch Centrum München
Uns für Ihren individuellen Kinderwunsch einzusetzen und dafür zu sorgen, dass ungewollte Kinderlosigkeit enttabuisiert wird, ist unsere Motivation. Unsere Kompetenz, unser Wissen sowie unsere langjährige Erfahrung sind wichtiger Teil unserer Behandlungen und leiten all unser Tun. Um Sie auf dem Weg zur Erfüllung Ihres Kinderwunsches bestmöglich zu begleiten, erarbeiten wir gemeinsam mit Ihnen einen individuellen Behandlungsplan und bieten ein breites Behandlungsspektrum an, das von Zyklusoptimierung bis hin zu operativen Maßnahmen reicht.
Sprechen Sie mit uns über Ihren Kinderwunsch und lassen Sie uns gemeinsam die Ursachen klären und Wege finden, wie Sie über Ihren unerfüllten Kinderwunsch sprechen können, um die Unterstützung zu erfahren, die es in dieser Situation braucht.
Und sprechen Sie mit ausgewählten FreundInnen und/oder Familienmitgliedern über Ihre Wünsche, Sorgen und Ängste. Sie werden hier mit Sicherheit mehr Unterstützung - und vielleicht auch Gleichgesinnte - finden wie Sie vielleicht denken.