Schätzungsweise bei jedem zehnten Paar in Deutschland kommt es zu Schwierigkeiten für einen natürlichen Schwangerschaftseintritt. Dies hat hohe psychische Belastungen zur Folge, die bei jedem erneuten erfolglosen Versuch größer werden. Damit sich die immergleichen Szenarien nicht stetig im Kopf erneut abspielen und Gewissheit herrscht, ist der Rückgriff auf einen Fruchtbarkeitstest empfehlenswert. Wie ein solcher Fruchtbarkeitstest im Kinderwunsch Centrum München durchgeführt wird und welche Schritte dieser umfasst, haben wir in diesem Artikel zusammengefasst.

 

1. Erstgespräch

Im Rahmen eines Fruchtbarkeitstests stellt ein individuelles Erstgespräch stets den ersten Schritt dar. Hierbei wird die individuelle medizinische und persönliche Vorgeschichte erhoben, die notwendigen Untersuchungen besprochen, in der Regel ein Basisultraschall durchgeführt und weitere diagnostische Schritte gemeinsam mit den PatientInnen festgelegt.

 

2. Bestimmung des Hormonspiegels mittels Blutabnahme

Der zweite Schritt bei einem Fruchtbarkeitstest ist die Untersuchung des Blutes zur Bestimmung der Hormonspiegel. Von Bedeutung für die Fruchtbarkeit sind:

  • Steuerungshormone FSH und LH: Die Steuerungshormone werden in der Hirnanhangsdrüse gebildet. Das follikelstimulierende Hormon (FSH) steuert das Heranreifen der Eizellen (und Spermien). Das luteinisierende Hormon (LH) triggert den Eisprung.
  • Östradiol: Östradiol wird von den Eibläschen gebildet. Deshalb kann damit die Reifung der Eizellen eingeschätzt werden.
  • Progesteron: Progesteron ist das führende Hormon in der 2. Zyklushälfte, das die Gebärmutterschleimhaut (Endometrium) und den Gesamtorganismus auf eine Schwangerschaft vorbereitet. Wird z. B. ein Progesteronmangel festgestellt, nimmt die Wahrscheinlichkeit für eine Schwangerschaft ab.
  • Androgene: Dies sind Hormone mit männlichen Wirkungen, genau wie Testosteron. Aber auch im weiblichen Körper sind Androgene notwendig und unterstützen beispielsweise die Reifung der Eizellen. Ist der Androgen-Wert allerdings zu hoch, dann kann sich dies nachteilig auf die Reifung der Eizellen auswirken.
  • Schilddrüsensteuerungshormon TSH: Ein erhöhter oder zu niedriger TSH-Wert steht in Zusammenhang mit der Schilddrüsenfunktionsstörung und wirkt sich negativ auf die Fruchtbarkeit aus.
  • Prolaktin (“Milchhormon”): Auch Prolaktin unterstützt die Reifung der Eizellen. Ist der Wert jedoch stark erhöht, kann auch dies die Reifung der Eizellen negativ beeinflussen.
  • Anti-Müller-Hormon AMH: Eigentlich heißt es “Müllersches Anti-Hormon”, da es in der Embryonalentwicklung die sog. “Müllerschen Gänge” unterdrückt, womit sich das männliche Geschlecht ergibt. Das AMH zeigt aber auch die Stimulierbarkeit der Eierstöcke an und - mit einigen Vorbehalten - auch die sog. “ovarielle Reserve”. Dachte man früher, dass der Werst stets konstant sei, so weiß man heute, dass es durch äußere bzw. medikamentöse Einflüsse durchaus schwanken kann. (Die Stimulierbarkeit der Ovarien und die sog. ovarielle Reserve läßt sich ergänzend auch durch den “anhaltenden Follikel-Count (AFC)” abschätzen: Auszählen der kleinen Eibläschen in den Ovarien in der 1. Zyklushälfte. Weitere Untersuchungsmöglichkeiten sind z. B. Inhibin B im Blut.

 

3. Vaginale Sonographie mit ausführlicher Beurteilung der Fortpflanzungsorgane

Neben der Bestimmung der Hormonspiegel ist auch die Untersuchung der Gebärmutter und der Eierstöcke mittels vaginalen Ultraschalls ein wichtiger Schritt des Fruchtbarkeitstest. Durch das Zyklusmonitoring lässt sich analysieren, wie sich die Eibläschen im Laufe des Zyklus entwickeln und ob Störungen im Rahmen der Eizellreifung und des Eisprungs auftreten. So lassen sich auch krankhafte Veränderungen der Gebärmutterschleimhaut (z.B. Schleimhautpolypen, submucöse Myome, Fehlbildungen der Gebärmutter) erkennen bzw. ausschließen und Hinweise auf eine Endometriose (z.B. blutgefüllte Eierstockzysten) oder ausgeprägte Eileiterschäden (Wasserbildung im Eileiter: Hydrosalpinx) gewinnen. Gleichzeitig ist im Rahmen einer vaginalen Sonografie auch eine Beurteilung des AFC (siehe oben unter Anti-Müller-Hormon) möglich.

 

4. Durchgängigkeitsprüfung der Eileiter

Im Rahmen des Fruchtbarkeitstest kann man auch die Eileiter auf ihre Durchgängigkeit prüfen. Teilweise oder vollständige Eileiterverschlüsse als Folge von vorangegangenen Entzündungen treten nicht selten auf, werden aber meist erst im Rahmen eines solchen Durchgängigkeitstest erkannt. Die Prüfung mittels Ultraschall wird dafür idealerweise in einem Zeitfenster zwischen Ende der Menstruation und vor dem Eisprung durchgeführt. Bei dieser ambulanten Untersuchung werden hochwertige Ultraschallbilder der Eileiter- und Gebärmutterhöhle erstellt und so ggf. Unregelmäßigkeiten festgestellt.

Besteht aufgrund des Beschwerdebildes und der vorangegangenen Untersuchungen der Verdacht auf gynäkologische Erkrankungen wie beispielsweise einer Endometriose, ist zur Abklärung eine operative Diagnostik mittels Bauchspiegelung (PSK) anzuraten. Im Rahmen dieser kann zur Durchgängigkeitsprüfung der Eileiter auch eine Chromopertubation, also die Einspülung einer blauen Flüssigkeit (Methylenblau/Toluidinblau), durchgeführt werden. Zudem ist es bei einer PSK möglich, Endometrioseherde zu entfernen, auch Myome oder Vernarbungen. Da diese auch in der Gebärmutter auftreten können, wird die PSK üblicherweise mit einer Hysteroskopie (HSK) kombiniert. Neuerdings werden auch Proben entnommen, um ggf. eine chronische Entzündung (“Chronische Endometritis (CE)”) anhand von sog. Plasmazellen zu erkennen; zudem erfolgen Abstriche zur Diagnose der Keimbesiedelung (Bakterien, Pilze, Viren), dem sog. Mikrobiom. Diese Eingriffe steht in der Regel aber eben am Ende der diagnostischen Untersuchungen.

 

5. Mikrobiom

Unter dem Mikrobiom versteht man die Gesamtheit der Keimbesiedelung, hier der Gebärmutterschleimhaut. Mit herkömmlichen Untersuchungsmethoden (Anzüchtung auf Kulturböden im Brutschrank) war diese Keimbesiedelung nicht erkennbar. Erst mittels moderner molekulargenetischer Untersuchungsmethoden wie des PCR (“Polymerasekettenreaktion”), des NGS (“Next Generation Sequencing”) oder des WGS (“Whole Genome Sequenzing”) ist es möglich geworden, die Gesamtheit der Keimbesiedelung - auch wenn nur geringe Keimkonzentrationen vorliegen - zu erkennen.
Im optimalen Zustand ist das Endometrium von “guten” Bakterien (vor allem Laktobazillen) besiedelt. Störungen des endometrialen Mikrobioms durch bakterielle Fehlbesiedelungen, Pilze etc. können unter Umständen dem Einnistungsvorgang im Wege stehen oder einen Abgang/Abort verursachen. Oft ergeben sich bereits im Erstgespräch Hinweise auf einen ggf. vorliegenden auffälligen Mikrobiombefund. So können z. B. gynäkologische Voroperationen, Chlamydieninfektionen, bei sekundärem Kinderwunsch auch Kaiserschnitte ein erster Hinweis auf eine mögliche Fehlbesiedelung sein.
Der Mikrobiomabstrich ist mit einem geringen Zeitaufwand verbunden und kann entweder in unseren normalen Untersuchungszimmern oder in Kombination mit einer bereits geplanten Bauchspiegelung erfolgen. Hierzu wird entweder zur Menstruation oder um den 14. Zyklustag (zu diesen Zeitpunkten ist naturgemäß die Gebärmutterpassage am einfachsten zu überwinden) mittels eines Tupfers ein Abstrich aus der Gebärmutterschleimhaut entnommen und zur Diagnostik weitergeleitet. Bei vorliegen eines auffälligen Befundes kann das Mikrobiom mittels speziell auf die gefundenen Erreger abgestimmten Antibiotikatherapien sowie der Gabe von Milchsäure-Medikamenten saniert werden.

 

6. Besprechung aller Untersuchungsergebnisse

Liegen alle Untersuchungsergebnisse des Fruchtbarkeitstest vor, werden diese im Rahmen einer Wiedervorstellung oder einer Videokonferenz gemeinsam besprochen, Behandlungsmöglichkeiten erörtert und ein individueller Therapieplan erarbeitet. Besonders wichtig es ist es uns dabei, die ausführlichen Vor- und Nachteile der verschiedenen Behandlungsmethoden zu besprech23en und die Chancen zu erläutern, die mit der jeweiligen Behandlungsmethode - bezogen auf die individuelle Lebenssituation des Paares - einhergehen.

Um Ihnen stets eine optimale Behandlung zu gewährleisten, ist eine individuelle Betreuung für uns essentiell. Ihre Wünsche und Vorstellungen haben dabei stets oberste Priorität. Das erfahrene Praxisteam steht Ihnen stets zur Seite und gewährleistet eine umfassende Begleitung und Beratung in der Bandbreite der Behandlungsmethoden.