Liegt ein unerfüllter Kinderwunsch vor, denken die meisten vor allem an Ursachen in den Reproduktionsorganen. Dabei kann ungewollte Kinderlosigkeit auch andere Ursachen haben, die beispielsweise in der Schilddrüse liegen. So kann eine Schilddrüsenunterfunktion den Eintritt einer Schwangerschaft erschweren oder den positiven Verlauf einer bestehenden Schwangerschaft potenziell gefährden. Inwieweit eine Schilddrüsenunterfunktion eine Schwangerschaft beeinflussen kann und wie eine solche im Rahmen einer Kinderwunschbehandlung diagnostiziert werden kann, haben wir hier für Sie zusammengetragen.

Wodurch wird eine Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose) verursacht?

Im Rahmen von Schilddrüsenerkrankungen treten vor allem Schilddrüsenunterfunktionen (Hypothyreose) verhäuft auf. Etwa jede/r Zehnte ist in Deutschland von einer Unterfunktion der Schilddrüse betroffen, Frauen dabei deutlich häufiger als Männer (Verhältnis 4:1). Eine Schilddrüsenunterfunktion kann dabei verschiedene Ursachen haben. Zum einen kann diese vererbt sein oder sich bereits im Mutterleib ausgebildet haben. Häufiger jedoch liegt die Ursache einer Hypothyreose in der Schilddrüse selbst, seltener auch als Folge einer Störung der hormonellen Regelkreise in den übergeordneten Steuerungsorganen, wie der Hirnanhangdrüse oder dem Hypothalamus. Die häufigste Ursache einer Hypothyreose stellt dabei die Schädigung von ursprünglich funktionsfähigem Schilddrüsengewebe als Folge einer chronischen Schilddrüsenentzündung, einer sogenannten Hashimoto-Thyreoiditis, dar. Aber auch andere Ursachen wie beispielsweise ein Jodmangel oder eine vorangegangene Operation an der Schilddrüse können eine Unterfunktion zur Folge haben.

 

Wie beeinflusst eine Schilddrüsenunterfunktion Schwangerschaft, deren Eintritt sowie deren Verlauf?

Die Schilddrüse ist ein kleines Organ, das auf eine Vielzahl an Körperfunktionen einwirkt. Mittels der Hormone, die in der Schilddrüse gebildet werden, werden so beispielsweise die Herz-Kreislauf-Funktion, das Verdauungssystem sowie die psychische Verfassung beeinflusst. Zudem stellt die Schilddrüse einen wichtigen Faktor für die Fruchtbarkeit und damit für eine mögliche Schwangerschaft dar. So haben die Steuerhormone der Schilddrüse Auswirkung auf die Eizellreifung sowie den Zyklus. Liegt ein Ungleichgewicht dieser Steuerhormone vor, beispielsweise verursacht durch eine Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose), kann eine eintretende Schwangerschaft erschwert werden oder zu vermehrten Schwangerschaftskomplikationen wie Fehl- oder Frühgeburten führen.

Zudem stellt ein erfolgreicher Schwangerschaftseintritt eine Herausforderung für die Schilddrüse dar. In den ersten Wochen der Schwangerschaft muss das Organ verstärkt arbeiten, da die Mutter Hormone mitproduziert und über die Plazenta an das Kind überträgt. Erst ab etwa der zwölften Schwangerschaftswoche beginnt die Schilddrüse das Kindes damit, eigenständig Hormone zu produzieren. Da die Zellen und Organe des Kindes während dem Wachstum besonders stark von Schilddrüsenhormonen abhängen, birgt die Unterversorgung mit Schilddrüsenhormonen durch die Mutter auch die Gefahr von Missbildungen sowie neurologischen Schäden beim Kind.

 

Wie wird eine Schilddrüsenunterfunktion im Rahmen einer Kinderwunschbehandlung diagnostiziert?

Das Thyreoidea-stimulierende Hormon (TSH) wird in der Hirnanhangsdrüse gebildet, ist das übergeordnete Steuerhormon in der Schilddrüse und wird ausgeschüttet, wenn der Spiegel der übrigen Schilddrüsenhormone (T3 und T4) zu niedrig ausfällt. Schüttet die Hirnanhangsdrüse das TSH aus, führt dies zu einer vermehrten Bildung der Hormone T3 sowie T4. Um zu untersuchen, ob eine optimale Funktion der Schilddrüse vorliegt, wird daher Blut abgenommen und der TSH-Wert bestimmt. Liegt der gemessene Wert über oder unter dem Normalwert, kann eine entsprechende Behandlung mit Schilddrüsenhormonen angestrebt werden und so der Eintritt einer Schwangerschaft begünstigt oder eine bestehende Schwangerschaft in ihrem positiven Verlauf unterstützt werden.

Lässt das Eintreten der Schwangerschaft auf sich warten, ist eine umfangreiche Ursachenuntersuchung empfehlenswert. Es gibt eine Vielzahl an Auslösern für einen unerfüllten Kinderwunsch wie z. B. eine Schilddrüsenunterfunktion (und ganz selten auch einmal eine Überfunktion).